Spezielles Angsthund Training und Übungen für ängstliche Hunde
Jetzt hast Du ein gewisses Verständnis für die Angst Deines Hundes entwickelt und kennst die wichtigsten Voraussetzungen für ein erfolgreiches Angsthund Training. Außerdem weißt Du, aus welchen Trainingstools Du Dich bedienen kannst, um individuell für Dich und Deinen Hund, spezielle Übungen zusammenstellen zu können. Die Übungen für ängstliche Hunde, die ich Dir hier aufführe, sind natürlich nicht nur für ängstliche Hunde geeignet. Und sie sind auch nur ein paar Beispiele unter vielen Möglichkeiten.
Bei Deinem Angsthund musst Du besonders darauf achten, ihn nicht zu korrigieren oder versehentlich zu strafen. Durch ihren sowieso schon erhöhten Grundstresspegel geraten Angsthunde sehr schnell aus dem Gleichgewicht. Dann ist kein Training mehr möglich. Deshalb steht die Bestätigung über positive Verstärkung absolut im Vordergrund. Dies hat einen weiteren Vorteil: Training über Belohnung macht Freude, aktiviert das Belohnungssystem und steht somit im Widerspruch zum Gefühl der Angst.
Inhaltsverzeichnis
Liegeplatztraining
Wann ist ein Liegeplatztraining im Angsthund Training sinnvoll?
Zum Beispiel bei Angsthunden, die auf Besucher angstaggressiv reagieren und so einen sicheren zugewiesenen Platz bekommen. Oder bei Hunden, die ihre Bezugsperson auf Schritt und Tritt verfolgen und nicht zur Ruhe kommen. So kann man über positives Training üben, eine Distanz zwischen sich und den Hund zu bringen.
Dein Hund lernt auf ein Signal, einen bestimmten Liegeplatz aufzusuchen und dort für eine Weile liegen zu bleiben. Es ist ganz wichtig, dass das gesamte Training über positive Verstärkung aufgebaut wird, sonst kann der Liegeplatz nicht zu einem sicheren Ort werden.
Dies erreichst Du, indem Du die Übung immer mit einem Auflösesignal beendest und Deinen Hund auch für das Liegenbleiben immer wieder, in variablen Zeitabständen belohnst.
Häufig beobachte ich, dass das Bleiben auf dem Liegeplatz über eine hemmende, drohende Körpersprache vermittelt wird. Oft auch in Kombination mit vielen Korrekturen, wenn der Hund wieder aufgestanden ist. Das ist nicht zielführend, denn der Liegeplatz wird so zu einem Stressauslöser. Es ist auch gar nicht nötig, auf diese Art zu trainieren.
Tipp:
Wenn Du das Liegeplatztraining gerne als Alternativverhalten trainieren möchtest, z.B. statt Besuch anzubellen, kommst Du am schnellsten zum Erfolg, wenn Du es mit einer Gegenkonditionierung kombinierst. Hier übst Du unabhängig vom Besuch, das Aufsuchen des Liegeplatzes. Parallel konditionierst Du das Klingeln um. Sobald die Reaktion auf die Klingel ruhig ist, beginnst Du sie in Dein Liegeplatztraining zu integrieren.
Erste Schritte im Liegeplatztraining
- Mache Deinem Hund, den Liegeplatz zunächst schmackhaft, indem Du ihn auf den Liegeplatz lockst.
- Wenn Dein Hund sich auf den Liegeplatz legt, kannst Du ihn in variablen Zeitabständen dafür belohnen, dass er dort liegen bleibt und rechtzeitig bevor er von selbst aufsteht, die Übung auflösen.
- Achte immer darauf, dass Du die Übung mit dem Auflösesignal beendest, damit Dein Hund die Chance hat zu verstehen, dass er bis dahin liegen bleiben soll.
- Belohne Deinen Hund immer wieder, wenn er von sich aus den Liegeplatz aufsucht.
Blickkontakt
Wann ist ein Blickkontakttraining im Angsthund Training sinnvoll?
Blickkontakt mit Dir aufzunehmen ist eine sehr wertvolle Übung, da sie die Aufmerksamkeit Deines Hundes vom angstauslösenden Reiz auf Dich zieht. Studien zeigen, dass Bindungshormone auf beiden Seiten ausgeschüttet werden, wenn Hund und Mensch Blickkontakt halten. Deshalb ist Blickkontakt Training bei allen Problemen eine gute Idee. Gleichzeitig ist es eine anspruchsvolle Übung, wenn Du möchtest, dass Dein Hund den Blickkontakt auch bei starker Ablenkung hält. Denn natürlich ist der Impuls groß, den Blickkontakt zu unterbrechen, wenn ein starker Reiz vorbeikommt.
Unter Umständen ist es nicht das Ziel, einen perfekten, durchgehenden Blickkontakt zu haben, sondern grundsätzlich die Kontaktaufnahme mit Dir. Dafür übst Du das ganz einfach zunächst in entspannter Umgebung, indem Du jeden Blickkontakt Deines Hundes lobst. Fange möglichst jeden spontan gezeigten Blickkontakt ein und freue Dich darüber. Du wirst sehen, mit der Zeit, wird Dein Hund immer häufiger den Blickkontakt mit Dir suchen.
Tipp zum Blickkontakt
Wenn Du einen Angsthund hast, der jeden Blickkontakt vermeidet, kannst Du ihn auf die Idee bringen in Dein Gesicht zuschauen, indem Du das Leckerchen über Deine Augen hältst. Sobald er hochschaut, lobst Du ihn und gibst ihm das Leckerchen.
Abwenden von Reizen
Angsthunde sind häufig durch die vielen Außenreize gestresst und können sich nur sehr schlecht auf ihre Besitzer konzentrieren. Um die Orientierung an Dir, als Bezugsperson zu stärken, gibt es einige Möglichkeiten und es ist vom Hund abhängig, was am sinnvollsten ist.
Wichtig ist erstmal, dass Du Dir darüber klar wirst, was Dein Hund gerne macht. Was ist er für ein Typ? Welche rassetypischen Vorlieben hat er? Was macht ihn einzigartig? Und kannst Du diese Vorlieben in Dein Angsthund Training einbeziehen? Da ist manchmal ein bisschen Fantasie gefragt. Aber wenn Du etwas gefunden hast, was Deinem Hund Spaß macht, was ihr gemeinsam machen könnt, wird euch das als Team stärken und das Abwenden von den schwierigen Reizen wird ganz von alleine immer leichter fallen.
Eine sehr einfache Übung für ängstliche Hunde, die gerne Schnüffeln, ist das Verstecken von Leckerlis, oder Spielzeug im Gras. Du kannst Deinem Hund per Signal und Zeigen verständlich machen, dass Du etwas Tolles gefunden hast. Wichtig ist, dass Dein Hund es toll findet. Das Suchen am Boden hat den Vorteil, dass Dein Hund mit seiner Konzentration auf einem kleinen Bereich am Boden ist und nicht die ganze Umgebung scannt. Das Zeigen durch Dich fördert wiederum die Orientierung an Dir.
Besonders wichtig ist, jegliches Zuwenden zu Dir und jeden kleinen Blickkontakt Deines Hundes wahrzunehmen und zu loben. Wenn Dein Hund keine Leckerlis nehmen kann, dann lobst Du über Deine Stimme und die Aufmerksamkeit. Aber aufpassen! Im richtigen Moment loben, wenn das Verhalten des Hundes auch passt.
Berührungen zulassen im Angsthund Training
Sich Berühren und Manipulieren zu lassen ist für viele Hunde ein großer Stressor. Vor allem Hunde aus dem Auslandstierschutz haben bereits schlechte Erfahrungen gemacht und reagieren auf einfache Berührungen bereits mit Meideverhalten und großer Unsicherheit.
Die Körpersprache des Menschen spielt dabei eine große Rolle: Achte auf eine langsame, unbedrohliche Körperhaltung. Gehe eher in die Hocke und beginne Berührungen an Stellen, die für den Hund weniger schwierig sind, zum Beispiel im Schulter- und Halsbereich. Es kann sinnvoll sein zunächst einen sicheren Platz über ein Stationstargettraining einzuüben. Dieser ist für den Hund positiv besetzt ist und dort können dann Berührungen in das Training mit aufgenommen werden.
Einen Stationstarget baust Du zunächst genauso auf, wie einen Liegeplatz:
Medical Training: Grundlage Stationstarget
Locke Deinen Hund auf das Target und gib ihm in dem Moment das Leckerli, wenn die Position passt. Du kannst bald anfangen auch die Zeit auszudehnen, die Dein Hund dort verbleibt, indem Du ihn für das Bleiben regelmäßig lobst und die Übung mit einem Freizeitsignal auflöst.
Beginne mit leichten Berührungen an Stellen, die Dein Hund mag. Dein Hund steht dabei auf dem Stationstarget. Achte darauf Deine Berührungen in dem Moment wieder zu entfernen, wenn Dein Hund ruhig bleibt. Dadurch hat Dein Hund den Lerneffekt: „Wenn ich nur kurz ruhig bleibe, verschwindet die Berührung schneller wieder.“ Und lobe ihn im Anschluss noch zusätzlich für das Ruhighalten.
Medical Training bei Angsthunden, insbesondere solchen die aggressiv reagieren, braucht eine vorsichtige und kleinschrittige Anleitung. Hierfür solltest Du Dir unbedingt professionelle Unterstützung holen.