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Jungpferdeausbildung: Entspannung auf Signal

Jungpferdeausbildung: Entspannung auf Signal

Jungpferdeausbildung: Wieso ist es sinnvoll, dem Pferd Entspannung auf Signal beizubringen?

In der Jungpferdeausbildung kann uns eine Entspannung auf Signal einen wertvollen Dienst erweisen, denn das Pferd, als Fluchttier reagiert in bedrohlichen Situationen, oder bei unbekannten Objekten mit starker Erregung, bis hin zu panikartiger Flucht; abhängig vom Gemüt des Pferdes. In diesen Momenten sind v.a. die Gehirnareale aktiv, die für das planke Überleben notwendig sind. Denken oder Lernen von neuen Dingen sind dann kaum möglich. Deshalb ist es auch von entscheidender Bedeutung, dass das Pferd im Training frei von Angst und schädlichem Stress ist.

Mit dem Entspannungssignal konditionierst Du eine Entspannung, die Du in schwierigen Situationen einsetzen kannst, um die Erregung deines Jungpferdes abzumildern oder ganz aufzulösen und so seine Aufmerksamkeit wieder zu bekommen. Ich verknüpfe das Entspannungssignal mit einem bestimmten Verhalten des Pferdes, der gesenkten Kopf-Halsposition. Dieses Verhalten kannst Du gezielt, in schwierigen Situationen abfragen. Mit ein wenig Übung wird das Pferd dieses Verhalten zeigen, wenn ihm etwas unheimlich wird und es hat somit eine neue, für Dich viel angenehmere Lösungsstrategie, im Umgang mit unbekannten Situationen gelernt. Ein sinnvoller Nebeneffekt ist, dass das Pferd auf ein Wortsignal, in eine gestreckte Haltung geht. Beim Longieren und Reiten, kann man dies wunderbar nutzen, um ihm die Dehnungshaltung begreiflich zu machen; völlig ohne Hilfszügel.

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Warum wählt man, als Entspannungsverhalten eine gesenkte Kopf-Halsposition ?

Eine gesenkte Kopf-Halsposition nimmt das Pferd ein, wenn es entspannt ist. Entweder beim Dösen, oder beim Grasen. Durch die Stellung der Augen, hat es zwar auch beim Grasen eine gute Rundum-Sicht, aber wenn es sich bedroht fühlt, hält es den Kopf hoch. Fressen aktiviert den Parasympathikus, den Teil des vegetativen Nervensystems, der für Entspannung und Regeneration zuständig ist. Dieser ist natürlich auch beim Dösen und Schlafen aktiv. Wenn Dein Pferd gelernt hat, auf ein Wortsignal die Position einzunehmen, die es normalerweise in Entspannung einnimmt, kannst Du die Erregung im Pferd austricksen. Denn erstens hast Du ein Wort (das Wortsignal das Du trainiert hast) mit körperlicher Entspannung verknüpft. Das bedeutet, der Körper reagiert automatisch mit einem entspannten Gefühl, wenn er das Wort hört. Du kennst das vielleicht, wenn Du z.B. Meeresrauschen hörst. Schwups entspannst Du Dich ein bisschen und fühlst Dich zurückversetzt, in Deinen letzten Strandurlaub. Auch wenn gar kein Meer in der Nähe ist. Zweitens folgt auf die Einnahme der körperlichen Position (der gesenkten Haltung) prompt auch das entsprechende Gefühl. Lächle mal, selbst wenn gerade nichts zum Lachen ist. Du wirst direkt ein positiveres Gefühl haben.

Wie trainierst Du die Entspannung bei Deinem Jungpferd?

Hierzu nutzt Du die beiden Verstärker der Lerntheorie: Die negative und die positive Verstärkung. Über einen leichten Druck im Genick wird das Pferd animiert, den Kopf zu senken. Sobald es das tut, wird der Druck entfernt. Das ist die negative Verstärkung. Zusätzlich bekommt das Pferd in dieser gesenkten Haltung ein Leckerli. Das ist die positive Verstärkung. Sobald es beim Auflegen der Hand prompt mit einem Senken des Kopfes reagiert, führst Du ein Wortsignal ein. Mein Wortsignal ist „Down“. Das kann ich langgezogen und ruhig aussprechen und eignet sich somit als Entspannungswort.

Übrigens: Man könnte das Entspannungssignal auch rein über positive Verstärkung aufbauen. In diesem Fall übt man keinen Druck auf das Genick des Pferdes aus, sondern lockt das Pferd zunächst mit einem Leckerli in die gesenkte Haltung. Sobald die Handbewegung nach unten, für das Pferd zum Signal geworden ist, den Kopf zu senken, führt man das Wortsignal ein.

Im weiteren Verlauf ist es sehr wichtig, das Entspannungssignal nur zu nutzen, wenn auch eine gute Chance besteht, dass es darauf reagiert. Wenn die Erregung zu groß ist, verhagelst Du Dir das Signal wieder und es wird falsch verknüpft. Es macht Sinn, zunächst mit Reizen (z.B. Plane) zu arbeiten, die Du kontrollieren kannst und wieder entfernen kannst, wenn das Pferd richtig reagiert. Das wäre dann auch wieder eine negative Verstärkung.

Aber Achtung: Das Pferd darf keine Panik vor dem Reiz haben. Es ist wichtig, dass das Pferd nicht ununterbrochen mit einer Situation / Objekt konfrontiert wird, mit der es nicht umgehen kann. Das ist keine Entspannung, sondern erlernte Hilflosigkeit! Wenn Du behutsam vorgehst, können mit zunehmender Übung immer schwierigere Situationen gemeistert werden. Vorausgesetzt Du bleibst dran und übst häufig, denn damit das Verhalten schnell und automatisch gezeigt wird, braucht es viele, viele Wiederholungen.

Einsatz des Entspannungssignals bei explosivem Verhalten eines Jungpferdes

Meine heißblütige Puma setzt all ihre innere Anspannung in schnelle Bewegung und explosivem Verhalten um. Dinge, die sie erregen, sind Konflikte innerhalb der Herde, schlechtes Wetter, unbekannte Objekte und aufregende Situationen, Langeweile und undeutliche und aus ihrer Sicht unsinnige Signale von meiner Seite. Dummerweise hat sie den Reitplatz, als den geeigneten Ort verknüpft „Dampf abzulassen“. Das liegt vermutlich daran, dass ich sie dort häufiger freilaufen ließ und sie sich geradezu in Rage gerannt hat. Jetzt gilt es, diese Verknüpfung aufzulösen und eine Neue zu schaffen: Nämlich Entspannung über das Entspannungssignal. Sie hat auf der Weide genug Möglichkeiten sich frei zu bewegen. Es muss nicht der Platz dafür herhalten.

Dafür baue ich auf dem Platz „Entspannungsinseln“ auf, bestehend aus zwei parallel liegenden Stangen. Davon liegen auf meinem Longierzirkel mindesten zwei (besser vier) Stationen. Innerhalb dieser Stangen frage ich das erlernte Entspannungssignal ab und lobe Puma mit Leckerlis, wenn sie richtig reagiert. Während des Longierens (zunächst im Schritt) halte ich sie jedes mal in einer Entspannungsinsel an und gebe das Entspannungssignal. Mit der Zeit werden diese Inseln zum Signal des Entspannungsverhaltens und Puma reagiert automatisch mit einer abgesenkten Kopfhaltung, sobald sie die Stangen passiert. Nach und nach kann ich das Verhalten generalisieren, auf den Trab übertragen und die Entspannungsinseln langsam abbauen. Übrigens: Das Entspannungsverhalten selbst, kann nach einiger Zeit selbstbelohnend werden, weil es mit einem positiven Gefühl verknüpft ist. Trotzdem solltest Du es immer zusätzlich positiv verstärken.

Wenn Du  Dinge besser umsetzen kannst, wenn Du sie Schritt für Schritt in einem Video gesehen hast, empfehle ich Dir die Videos auf meinem YouTube – Kanal anzuschauen.

Entspannungssignal Teil 1

Entspannungssignal Teil 2

Übrigens: Das Entspannungssignal ist für jedes Pferd sinnvoll; nicht nur innerhalb der Jungpferdeausbildung. Gerade bei Problemverhaltensweisen kann eine Entspannung auf Signal der erste Schritt sein. Gerne bin ich Dir dabei behilflich. Besuche mich auf meiner Seite zur Verhaltenstherapie: https://tierarzt-verhaltenstherapie-hofe.de/verhaltenstherapie/