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Hundeerziehung: Leckerlis im Hundetraining

Leckerlis im Hundetraining

Über den Einsatz von Leckerlis im Hundetraining und im Alltag spalten sich die Meinungen und dieses Thema wird kontrovers und emotional geführt. Wie stehst Du dazu?

Ich höre im Alltag häufig Kommentare, wie: „Ja, ja die Leckerlis helfen nach…“ oder: „Mein Hund lässt sich nicht über Futter motivieren.“

Wir wünschen uns alle einen Hund, der uns ein treuer Freund ist und sich im Alltag möglichst gut benimmt. Das wird er, wenn er eine gute Bindung zu Dir aufgebaut hat und eure Beziehung auf Vertrauen basiert. Beides entsteht, wenn Du Deinem Hund auf positive Weise, das Leben an Deiner Seite „erklärst“, er sich sicher und geborgen fühlt bei Dir, er Spaß mit Dir hat und Erfolgserlebnisse feiern kann. Man könnte sagen, Bindung und Vertrauen sind unter anderem, das Ergebnis eines auf positiver Verstärkung basierenden Trainings. Leckerlis liefern einen wertvollen Beitrag auf diesem Weg.

Trotzdem gibt es viele Kritiker. Anhand der 5 häufigsten Kritikpunkte werde ich Dir erklären, wie Leckerlis im Hundetraining einen wertvollen Beitrag leisten.

1.Der Einsatz von Leckerlis im Hundetraining ist nur eine Art "Dressur" und keine echte Kommunikation

Was meinen die Leute, wenn sie von „echter Kommunikation“ reden? Geht es um die körpersprachliche Kommunikation unter Wölfen? Ist der Mensch in unserer urbanen Gesellschaft überhaupt in der Lage auf die gleiche Art und Weise zu kommunizieren wie ein Hund, wo sich unsere Sinnesorgane doch so stark unterscheiden? Ich behaupte, das ist nicht möglich.

Natürlich sollst Du Dich mit dem Ausdrucksverhalten und der Kommunikation von Hunden beschäftigen, damit Du in der Lage bist, das Verhalten Deines Hundes richtig zu interpretieren. Und Du sollst Dir der Auswirkungen Deiner Körpersprache auf das Verhalten Deines Hundes bewusst sein.  Aber ein Nachahmen dieser feinen, körpersprachlichen Verständigung führt aus Hundesicht zu Irritationen. Darüber hinaus ist es in unserer Gesellschaft nicht möglich mit Hunden so frei zu kommunizieren:

Es gibt auf Hundeseite kein Verständnis dafür, dass man keine anderen Menschen oder Hunde kontaktiert, nicht auf die Straße läuft, ruhig in einem Restaurant liegt, nicht erst zurückkommt, wenn man fertig geschnuffelt hat. All diese Dinge spielen in der natürlichen Kommunikation eins Rudels keine Rolle.

Das bedeutet, Du musst Deinem Hund, die Spielregeln unserer Gesellschaft beibringen. Er hat dafür kein eigenes Verständnis und keine Moralvorstellungen. 

Wie können Dir die Leckerlis dabei helfen, Deinem Hund diese Spielregeln beizubringen?

Es gibt zwei Wege, die sich gegenseitig ergänzen. Du bringst Deinem Hund Grundkommandos bei und legst Deinen Fokus auf das gute, erwünschte Verhalten.

1. Grundkommandos, eine gemeinsame Sprache

Du entwickelst mit Deinem Hund eine gemeinsame Sprache. Gestaltest Du diesen Prozess positiv, wird Dein Hund freudig mit Dir arbeiten und mental gefordert. Du kannst diese Grundkommandos, irgendwann auch in schwierigeren Situationen nutzen (z.B. beim Passieren von anderen Hunden) und Dein Hund muss sich keine eigenen Lösungen suchen. Er kann sich an Dir orientieren und in diesen Momenten zeigen, was er gelernt hat.

2. Spontan gezeigtes, erwünschtes Verhalten im Fokus

Wir Menschen leben wenig im Moment, so wie unsere Hunde es tun. Dadurch fallen Dir eher die Verhaltensweisen auf, die Dich stören. Eventuell bestrafst Du Deinen Hund, ohne dass er weiß, wie er es besser machen kann. Der Fokus muss auf dem erwünschten Verhalten liegen. 

Ein Beispiel: Dein Hund zieht an der Leine, wenn er andere Hunde sieht. Anstatt ihn mit einem Leinenruck dafür zu bestrafen und damit das Erblicken von anderen Hunden negativ zu verknüpfen, kannst Du einfach abwarten, bis er ein Verhalten zeigt, dass Du verstärken kannst, z.B. einen Blickkontakt.  Ein Leckerli ist hier schnell zur Hand. Dein Hund kann es verstehen und wird in Zukunft eher mit Dir Blickkontakt aufnehmen, wenn er einen anderen Hund sieht. Zusätzlich hast Du das Auftauchen anderer Hunde positiv besetzt. 

Leckerlis im Hundetraining Blickkontakt positiv verstärken Hundetraining Verhaltenstherapie Dr. Valérie Hofe

Blickkontakt hilft mit schwierigen Situationen umzugehen und fördert die Bindung. Man kann es sowohl auf Signal trainieren, als auch spontan verstärken.

Die Reaktion auf ein Verhalten muss innerhalb von 1,5 Sekunden geschehen

Um den Nutzen von Leckerlis im Hundetraining zu verstehen, musst Du wissen, dass ein Hund sein Verhalten nur zuverlässig mit einer Bestätigung in Verbindung bringen kann, wenn die Belohnung direkt, innerhalb von wenigen Sekunden erfolgt. Stell Dir vor, was alles innerhalb von Sekunden passieren kann: Ein besonderer Geruch steigt ihm in die Nase, der Hund hebt zufällig ein Bein, setzt sich hin, oder macht sonst irgendeine Kleinigkeit. Der Hund weiß nicht, dass das zufällige Beinheben gar nicht gemeint war. Je länger die Zeitspanne ist, die vergeht, umso mehr Dinge geschehen, die er mit der Belohnung verknüpfen kann. Das Timing der Belohnung ist entscheidend! 

Timing bei der Bestätigung eines erwünschten Verhaltens beim Aufbau der Übung: „Dummy fixieren“:

Der Hund lernt ein Dummy zu fixieren. Um ihn für das kurze Fixieren zu bestätigen, nutzt Du einen sekundären Verstärker (eine Brücke, die das Leckerli ankündigt), z.B. den Clicker. Das Timing ist hier entscheidend, denn er kann jederzeit woanders hinschauen und wird dann nicht das gewünschte Verhalten mit der Bestätigung verknüpfen.

Einsatz von Leckerlis am Beispiel des Grundkommandos PLATZ

Zum Erlernen der Grundkommandos (hier PLATZ) erweisen sich Leckerlis, als sehr nützlich. Zum einen kannst Du das Leckerli als Lockmittel einsetzen, um Deinem Hund die richtige Position verständlich zu machen. Zum anderen kannst Du ihm im richtigen Moment begreiflich machen, dass er in der richtigen Position ist. Dafür musst Du ihm, das Leckerli genau dann zugänglich machen, wenn er liegt. 

Ein großer Vorteil von Leckerlis ist, dass Du sie  schnell zur Verfügung hast. Du bist in der Lage, Deinen Hund in seinem Verhalten, innerhalb der erforderlichen kurzen Zeitspanne zu bestätigen.

Leckerli im Hundetraining

2. Wenn ich Leckerlis einsetzte, hört mein Hund nur, wegen der Leckerlis

Für was soll Dein Hund das gewünschte Verhalten ausführen? Erwartest Du, dass er es aus Zuneigung zu Dir tut, völlig selbstlos? Oder weil er gelernt hat, dass eine Zuwiderhandlung eine unangenehme Konsequenz hat, also aus Angst? Ein Verhalten hat immer eine Motivation und einen Grund. Ich lege Dir ans Herz, zu beobachten, warum Dein Hund das eine oder andere Verhalten zeigt und versuche es aus Hundesicht zu sehen und nichts Menschliches hineinzuinterpretieren.

Du möchtest, dass Dein Hund Freude empfindet, wenn er mit Dir zusammen ist und das ist auch ganz wichtig, denn ohne dieses Gefühl wird Dein Hund niemals wirklich zuverlässig in allen möglichen Situationen auf Dich reagieren und das Vertrauen nimmt Schaden.

Ein Verhalten wird nur gezeigt, wenn es sich für das Individuum lohnt

Das ist bei uns nicht anders: Selbst Dinge, bei denen Du spontan sagst, davon habe ich nichts, bringen Dir irgendwie einen persönlichen Nutzen.

Was ist für Deinen Hund wichtig? Was motiviert ihn zu einer bestimmten Handlung? Was kannst Du sowohl im Alltag, als auch im Training nutzen, um ihn für sein richtiges Verhalten zu bestätigen?

Das kann für jeden Hund unterschiedlich sein, aber: Futter stellt für den Hund eine wichtige Ressource dar, denn ohne sie würde er schlicht und ergreifend verhungern. Hunde erarbeiten sich ihre Nahrung durchaus selbst. Schließlich sind sie Jäger. Das kannst Du Dir im Hundetraining zu Nutze machen.

Auch ausgelassene Fortbewegung und Spiel mit Artgenossen oder dem Menschen sind ein Motivationsgrund und können mit dem richtigen Timing, als Belohnung eingesetzt werden. Entscheidend ist, dass das Verhalten, das Du von Deinem Hund forderst, für den Hund in diesem Moment lohnenswert ist. Lohnenswerter als das, was er eventuell gerade stattdessen tun möchte:

Ein Beispiel: Du rufst ihn zurück, wenn gerade sein bester Freund um die Ecke kommt. Da reicht wahrscheinlich kein lahmes, verbales Lob mehr. Vor allem dann nicht, wenn er in der übrigen Zeit genug davon bekommt. Du kannst die Wertigkeit der Leckerlis an die Situation anpassen. Für schwierige Aufgaben kann es die Fleischwurst sein, für einfache Sachen kann das Hundefutter reichen.

Von größter Bedeutung für Deinen Hund ist die soziale Sicherheit. Das Eingebettet sein in eine Familienstruktur, die ihm Geborgenheit gibt. Ein auf positiver Verstärkung basierendes Training lässt den Alltag für Deinen Hund vorhersehbar werden, gibt ihm Lösungsstrategien mit schwierigen Situationen umzugehen und fördern das Vertrauen zu Dir.

Die Belohnung mit Leckerlis stellt für die meisten Hunde eine hohe Motivation dar. Leckerlis leisten einen wertvollen Beitrag dazu, das Training für den Hund verständlich und lohnenswert zu gestalten. Dies fördert wiederum das Vertrauen und die Bindung. 

Leckerlis im Hundetraining

3. Ein Hund hat einfach zu hören, ansonsten muss auch mal durchgegriffen werden

Was passiert, wenn Du Deinen Hund bestrafst?

Lernen geht nicht ohne emotionale Beteiligung!

Lernen findet kontextbezogen statt. Es bezieht die gesamte Umgebung, aber auch die inneren Empfindungen mit ein. Es entstehen Verbindungen im Gehirn zwischen den emotionalen Zentren, die für die Entstehung der Gefühle zuständig sind und dem Bereich, der das Gelernte abspeichert.

Du hast verschiedene Möglichkeiten auf das Verhalten Deines Hundes zu reagieren:

Du kannst das erwünschte Verhalten positiv verstärken, also loben (z.B. mit Leckerlis). Das Gefühl, das bei Deinem Hund entsteht, ist Freude und das gezeigte Verhalten wird emotional mit diesem Gefühl verknüpft. Du kannst ein unerwünschtes Verhalten bestrafen. Die Emotion ist unangenehm. Im schlimmsten Fall, ist es Angst. Da immer der gesamte Kontext mitgelernt wird, besteht die Gefahr von Randverknüpfungen. Das bedeutet, dass Dein Hund Dinge verknüpft, die Du gar nicht wahrgenommen hast und später fragst Du Dich, warum Dein Hund mit Meideverhalten reagiert.

Ein Beispiel: Dein Hund ist aufgeregt, wenn er Kinder sieht und springt an ihnen hoch. Weil Du das nicht willst, bestrafst Du ihn. In diesem Moment hat Dein Hund nicht nur das Verhalten des Hochspringens mit dieser unangenehmen Empfindung verknüpft, sondern auch das Kind. Wenn Du Pech hast, wird er in Zukunft Kinder als unangenehm empfinden. 

Du musst Dir bewusst sein, welche Emotionen Du bei Deinem Hund auslöst. Wenn dies ängstliche Gefühle sind, ist das niemals bindungsfördernd! Wenn Du zusätzlich in Deinem Timing schlecht bist und Dein Hund nicht beigebracht bekommen hat, was er stattdessen für ein Verhalten zeigen soll, bekommst Du einen Hund, der zunehmend unsicher wird und Problemverhaltensweisen entwickelt.

Leckerlis stellen eine positive Belohnung dar, die bei Deinem Hund das Gefühl der Freude auslöst, dies ist bindungsfördernd. Selbst wenn Du sie nicht im richtigen Timing anwendest, richten sie  keinen emotionalen Schaden an.

Leckerlis Unsicherheit Hund

4. Wenn ich Leckerlis einsetze, gewöhnt sich mein Hund daran und ich muss ein Hundeleben lang Leckerlis dabei haben

Generalisierung eines Verhaltens

Lernen findet immer statt! Das Gehirn lässt sich nicht abschalten. Es finden Umbauprozesse und Verknüpfungen in unserem Gehirn statt. Nervenzellen bilden Verbindungen untereinander oder die Weiterleitung von Informationen wird gesteigert, wenn diese sehr häufig eintreffen.

Diese Gedächtnisbildung machen wir uns im Training zunutze. Je häufiger dein Hund eine Gedächtnisstraße in verschiedensten Situationen und Ablenkungen nutzt, desto automatischer und zuverlässiger wird er das gewünschte Verhalten ausführen. Wir sprechen hier von der Generalisierung eines Verhaltens. 

Wenn Du ein Verhalten generalisiert hast, wird das Gehirn das Verhalten ausführen, bevor es richtig ins Bewusstsein gelangt ist. Wie eine Art Autopilot. Du kennst das z.B. beim Autofahren. Wenn Du eine Strecke gut kennst, kannst Du Dich nicht richtig erinnern, wie Du dort langgefahren bist.

Beim Einsatz von Leckerlis bedeutet es Folgendes: Zu Beginn musst Du Deinem Hund die Übung in ablenkungsarmer Umgebung begreiflich machen. Hier brauchst Du viele Leckerlis, um jeden kleinen Zwischenschritt belohnen zu können. Wenn der Hund die Übung verstanden hat, belohnst Du nur noch das Endverhalten. Damit die Übung irgendwann im Autopiloten funktioniert, sind viele tausende, erfolgreiche Wiederholungen in verschiedenen Orten und unterschiedlichen Ablenkungen nötig. Jedes Mal, wenn Du den Schwierigkeitsgrad erhöhst, musst Du wieder mehr Leckerlis einsetzen. Am Ende dieser Phase brauchst Du nur noch wenige Leckerlis. Eine erfolgreiche Generalisierung ist das Ziel. Sie zu erreichen, bedarf Geduld und Konsequenz.

Viele Hundebesitzer bauen die Belohnungen zu schnell ab, bevor das Verhalten annähernd automatisiert wurde.  

Ein Verhalten, das sich nicht lohnt, wird nicht mehr gezeigt

Wenn Du ein Verhalten Deines Hundes auf Dauer erhalten möchtest, muss es für den Hund lohnenswert bleiben. Ansonsten wird es gelöscht. Wie viele Leckerlis Du auf Dauer brauchen wirst, hängt entscheidend davon ab, wie gut Du trainierst und wie stark Du mit Deinem Hund zu einem Team zusammengewachsen bist. Wenn Du Spaß am Hundetraining hast und es schaffst viele Kommandos zu generalisieren, wird Dein Hund einen solchen Spaß an der Zusammenarbeit mit Dir haben, dass diese selbst zur Belohnung wird. 

Es gibt aber auch Situationen, in denen Du anfänglich gutes Verhalten belohnst, dann aber keine Leckerlis mehr nötig sind, weil einfach eine Gewöhnung eintritt. Wenn Du zum Beispiel viel in der Stadt unterwegs bist, kannst Du Deinen jungen Hund zu Beginn für gutes Verhalten belohnen. Wenn Du häufig in der Stadt bist, wird er sich an den Trubel gewöhnen.

Wenn Du mit Deinem Hund fleißig übst, wird das Verhalten mit der Zeit automatischer ausgeführt und Du brauchst weniger Leckerlis. Es gilt immer: Ein Verhalten, das sich nicht lohnt, wird nicht mehr gezeigt. Das Training selbst, kann zur Belohnung werden.

Leckerlis im Hundetraining

5. Mein Hund lässt sich mit Leckerlis nicht motivieren

So oder so ähnlich höre ich den Satz häufig. Während bei Hundehaltern, die ich auf Spaziergängen treffe, die Aussage überwiegt, dass sich ihr Hund für Leckerlis schlicht nicht interessiert, sind die Hunde, die in meine verhaltenstherapeutische Praxis kommen, häufig generell schlechte Esser. Wenn ein Hund kein Futter nimmt, hat das immer einen Grund. Es gibt verschiedene Gründe, warum ein Lob mit Leckerlis nicht gut funktioniert: 

Der Hund ist zu gestresst, um Futter zu nehmen.

Leckerlis sind ein guter Indikator, ob Dein Hund in einem lernfähigen Zustand ist. Das Magen- und Darmsystem wird über den Parasympathikus gesteuert. Der Teil des vegetativen Nervensystems, der besonders in Ruhe- und Regenerationsphasen aktiv ist. Ein aktiver Parasympathikus ist die Voraussetzung für Lernen. Wenn der Körper übermäßig gestresst ist, überwiegt der Sympathikus. In besonders stressigen Situationen ist der Magen wie zugeschnürt. Der Hund nimmt kaum Futter an, erscheint dabei lustlos und desinteressiert. Wenn das für Deinen Hund zutrifft, könnte Dir mein Beitrag zum Angsthund helfen.

Es gibt verschiedene Gründe: Eventuell ist der Hund depriviert aufgewachsen (z.B. Auslandstierschutz) und findet sich in unserer Gesellschaft schlecht zurecht. Oder die Art und Weise des alltäglichen Umgangs mit dem Tier führt zu einer erhöhten Stressbelastung. Hundehalter, die besonders streng und konsequent mit Ihrem Hund sein wollen, haben oft eine bedrohliche Körpersprache, anstatt einladend zu wirken. Der Hund fühlt sich unwohl und nimmt die Leckerlis, wenn überhaupt nur zaghaft. Der eigene emotionale Zustand kann ein Auslöser sein, dass Dein Hund gestresst ist und keine Leckerlis nimmt.

Angsthund

Dieser Hund ist viel zu gestresst, um Leckerlis anzunehmen.

Der Hundehalter stellt sich ungeschickt an.

Die Verstärkung eines Verhaltens mit einer Futterbelohnung ist nicht einfach. Du musst Deinen Hund richtig lesen können, um zum richtigen Zeitpunkt zu belohnen. Du musst Dich selbst, den Hund und die Umgebung gleichzeitig im Blick haben und Dich dabei gut koordinieren können. Hier tun sich Hundehalter schwer. Der Hund wird zunehmend unsicher, weil ihm nicht klar ist, was er eigentlich machen soll. Er fängt an zu schnüffeln, erscheint unkonzentriert oder überspielt die Situation mit wildem Umherspringen. Das Verhalten des Hundes wird so interpretiert, als hätte der Hund kein Interesse an Leckerlis. Wenn Du ungenau und unverständlich bist, oder zu viel zu schnell möchtest, kann auch ein belohnungsbasiertes Training zum Stress werden und der Hund verliert die Motivation.

Der Hund ist zu stark abgelenkt.

Kennst Du diese Aussage: „Er weiß eigentlich genau, was er machen soll.“? Wenn Du den Beitrag bis hierher gelesen hast, weißt Du, dass Hunde kontextabhängig lernen und dass sich ein Verhalten lohnen muss. Das bedeutet: Du musst jede Ablenkung speziell trainieren und hochwertig belohnen. Je größer die Verleitung ist, desto hochwertiger muss Deine Belohnung sein. 

Viele Hundebesitzer machen den Fehler, zu schnell, zu viel zu verlangen. Dadurch verliert die wertvolle Ressource Leckerli an Bedeutung. Wichtig ist, die Ablenkungen richtig einzuschätzen. Wenn keine Chance darauf besteht, dass Dein Hund das Kommando ordentlich ausführt, verlange es gar nicht und übe erst in einfacheren Situationen, bis der Hund so weit ist, es auch unter verstärkter Ablenkung zeigen zu können.

Die beiden Welpen interessiert ihr Spiel mehr, als ein Leckerli. Das Leckerli müsste in dieser Situation besonders toll sein. Man kann das Spiel selbst, als Belohnung für ein erwünschtes Verhalten nutzen.

Ablenkungen trainieren Welpenerziehung Junghundetraining

Das Leckerli ist nicht lecker genug.

Das Leckerli muss natürlich dem Geschmack Deines Hundes entsprechen. Es muss etwas Besonderes für ihn sein und es darf ihm nicht einfach so zur Verfügung stehen. Nutze für verschiedene Schwierigkeitsgrade unterschiedliche hochwertige Leckerlis. Während bei einfachen Übungen das Hundefutter reicht, musst Du bei starker Ablenkung besonders leckere Dinge, wie Leberwurst oder Käse bereithalten.

Die Ressource Futter ist für den Hund nichts Besonderes, weil sie ständig zur Verfügung steht.

Frisst Dein Hund schlecht und hat er sein Futter deshalb immer zur freien Verfügung? Wenn ein Hund sein Futter nicht gerne frisst, hat das eine Ursache:

  • Chronischer Stress (eine der häufigsten Ursachen)
  • Organische Ursachen (Unverträglichkeiten, Magen- und Darmerkrankungen, Leber- oder Bauchspeicheldrüsenerkrankungen, empfindliches Zahnfleisch)
  • Das gewählte Futter schmeckt nicht (kleine Hunde bevorzugen Nassfutter statt Trockenfutter)
  • Es besteht eine Prägung auf eine bestimmte Art von Futter und kommerzielles Futter wird gemieden

 

Aus Sorge, dass der Hund nicht genug frisst, stellst Du ihm etwas Besseres zur Verfügung und es entwickelt sich ein Teufelskreislauf. Wenn Zuhause jederzeit etwas Leckeres auf Deinen Hund wartet, ist es draußen und im Training natürlich nichts Besonderes mehr und es lohnt sich nicht, sich dafür anzustrengen. Hunde sind Jäger und sie wollen mental gefordert werden. Es ist also durchaus sinnvoll, wenn Dein Hund sich einen Teil seines Futters erarbeitet.

Die Leckerlis wurden negativ verknüpft

Wenn Du einen ängstlichen Hund hast, kann es passieren, dass Dein Hund die Leckerlis mit Gefahr verknüpft hat. Das passiert schnell, wenn Du Deinem Hund, durch Locken mit Leckerlis, ein „bedrohliches“ Objekt oder eine „gefährliche“ Situation schmackhaft machen möchtest und Dein Hund sich plötzlich in einer Situation wiederfindet, die ihn überfordert. Wenn man hier nicht sehr vorsichtig und empathisch vorgeht, leidet das Vertrauen Deines Hundes zu Dir. Solche Hunde sind ein Fall für die tierärztliche Verhaltenstherapie. Du kannst Dich in meinem Beitrag über Angsthunde schlau machen.

Mögliche Gründe warum Dein Hund keine Leckerlis mag: Stress, gesundheitliche Probleme, starke Ablenkung, ungeschicktes Training, Verknüpfung mit unangenehmen Situationen. Finde heraus, warum Dein Hund keine Leckerlis nimmt.

Leckerlis

Kann beim Einsatz von Leckerlis auch etwas schiefgehen?

Natürlich. Du bekommst immer das Verhalten, das du verstärkt hast. Wenn Du im Timing schlecht bist, ist es möglich, dass Du ein Verhalten verstärkst, das Du nicht haben möchtest. So kann es passieren, dass Du versehentlich aufmerksamkeitsforderndes Verhalten verstärkst.

Ein Beispiel: Dein Hund lernt ruhig auf seinem Platz zu liegen. Für das ruhige Liegen belohnst Du ihn immer wieder. Je nachdem welcher Typ Dein Hund ist, musst du in sehr kurzen Abständen belohnen, sonst wird er, in der Erwartung der nächsten Belohnung unruhig und fängt an zu Bellen. Wenn Du dann wieder belohnst, hast Du das fordernde Verhalten verstärkt.

Tatsächlich gibt es beim Einsatz von Leckerlis ein paar Umstände, bei denen man vorsichtig sein sollte. Hierzu gehören zwei Problemverhaltensweisen: Eine geringe Frustrationstoleranz und eine gesteigerte Ressourcenverteidigung. In beiden Fällen solltest Du Dir professionelle Hilfe bei einem, auf Verhaltensmedizin spezialisierten Tierarzt holen.

Fazit:

Leckerlis sind ein großer Verstärker und versetzen Dich in die Lage, Deinen Hund direkt und unmittelbar für sein Verhalten zu bestätigen. Sie stellen für die meisten Hunde eine lohnenswerte Motivation dar und lösen bei Deinem Hund Freude aus. Selbst Menschen, die sich sehr schwertun mit dem Training von Hunden richten bei ihren Hunden mit Leckerlis keinen emotionalen Schaden an. 

Das Wichtigste ist: Leckerlis können Dir behilflich sein, eine stabile und vertrauensvolle Beziehung zu Deinem Hund aufzubauen. Feiert Dein Hund über positives Training mit Dir Erfolge, werdet Ihr ein Team und Ihr werdet auch schwierige Situationen meistern.

Natürlich hast Du viele weitere Möglichkeiten Deinen Hund zu belohnen. Welche Belohnungen für Deinen Hund in Frage kommen und wie Du sie am besten einsetzt, ist individuell unterschiedlich. Der größte Verstärker ist die echte, leidenschaftliche Freude des Besitzers und der Spaß, den man zusammen hat, wenn man gemeinsam eine Aufgabe gemeistert hat.

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